Offizielle Definition der Hochsensibilität (HSP)
Der Begriff Highly Sensitive Person (HSP) wurde erstmals im Jahre 1996 von Elaine Aron im Rahmen ihrer Forschung geprägt und definiert Hochsensibilität als die gesteigerte sensorische Wahrnehmung von Umwelt- und Umgebungsreizen, die mangels kognitiver Reizfilter von den Hochsensiblen als gleichwertig intensiv wahrgenommen werden.
Sensory Processing Sensitivity (SPS) beschreibt die Wissenschaft dieser Reizfilter, die unsere Wahrnehmung prägen. Mit SPS wurde eine wissenschaftliche Grundlage geschaffen um die Mechanismen, Herausforderungen und Potentiale zu untersuchen, wie sich Hochsensibilität auf die Persönlichkeitsmerkmale auswirkt.
Während rund 80% der Bevölkerung Reize in der Umgebung unterbewußt nach Prioritäten sortieren filtern und regulieren, weisen etwa 15-20% der Gesellschaft eine genetisch bedingte, niedrigere Reizschwelle, bei gleichzeitig erhöhter emotionaler Reaktivität auf.
Vulnerable Sensitivity ist ein Merkmal von Persönlichkeiten, die in stressigen Situationen durch Reizüberforderung unter den Konsequenzen der fehlenden Filtermechanik leiden und schneller erschöpfen als andere.
Doch Hochsensibilität birgt auch Stärken – Die Vantage Sensitivity zeigt, wie dienliche Umstände, positive Umgebungen, tiefe Beziehungen oder inspirierende Einflüsse die Fähigkeiten von Hochsensiblen bereichern und die Persönlichkeitsentwicklung positiv begünstigen können.
Anmerkung der Redaktion
Hier findest du kurze Erläuterungen zu Fachbegriffen, die in den Beiträgen häufige Verwendung finden, in nachvollziehbarer Sprache, kurz und prägnant zusammengefasst. Oft nutzen wir die Surf-Metapher für bildhafte Erklärungen, da wir davon überzeugt sind, das bildliche Sprache die Inhalte besonders eindrücklich vermittelt.
Weder möchten wir Inhalte bewußt dramatisieren, noch die Tiefe der Bedeutung schmälern. Menschen mit Symptomen im Kontext dieser Kurzzusammenfassungen, die den Eindruck haben, das könne man anders formulieren, dürfen uns jederzeit Verbesserungsvorschläge per E-Mail senden. Für diesbezügliche Anmerkungen und Optimierungsvorschläge sind wir stets offen und dankbar. Unser Anliegen ist es, alle Inhalte für jeden nachvollziehbar zu gestalten.
Begriffserklärungen (Glossar)
Adrenalin (oder Epinephrin)
Definition:
Adrenalin, oder auch Epinephrin genannt wird in den Nebennieren produziert und ist als Hormon und Neurotransmitter der natürliche Wachmacher unter den Hormonen.
Adrenalin bedeutet einen entscheidenen Faktor in der Evolution, da es unsere physischen Kräfte, die wir in Flucht- oder Kampfsituationen benötigen aktiviert. Es mobilisiert Energieressourcen durch Freisetzung von Glukose und freien Fettsäuren. Adrenalin reguliert unsere Körperfunktionen wie Herzfrequenz und Blutdruck in bedrohlichen oder extremen Situationen.
Adrenalin im Kontext HSP:
Bei hochsensiblen Menschen kann durch die gesteigerte Reizoffenheit aufgrund mangelnder Reizfilter durch intensive Reizstimulierung (z.B. laute Umgebungsgeräusche oder soziale Interaktionen) eine übermäßig starke Adrenalinausschüttung hervorgerufen werden, was den Vagalzustand in den Kampf-oder-Flucht-Modus versetzen kann. Dies verstärkt die typische SPS-Überempfindlichkeit und führt zu schnellerer Erschöpfung, da das Adrenalin zwar zusätzliche Energien mobilisiert, aber bei HSP zu anhaltender Hypervigilanz und einer reduzierten Resilienz beiträgt.
Adrenalin im Sinne der Surfmetapher:
Adrenalin aktiviert alle dir zur Verfügung stehenden notwendigen Ressourcen und wirkt wie der plötzliche Kick, wenn du eine kraftvolle Welle erwischst und dann für einen Moment alles um dich herum vollkommen ausblendest und über die Wellen gleitest.

Alexithymie
Definition:
Alexithymie ist eine neuroaffektive Störung, die sich durch Schwierigkeiten bei der persönlichen Identifikation und Beschreibung der eigenen Emotionen und des eigenen Selbstempfindens ausdrückt. Die Neurowissenschaft assoziiert die Ursache mit einer reduzierten Aktivität in Gehirnbereichen der Insula und des anterioren cingulären Kortex. Alexithymie entsteht demnach oft durch genetische Faktoren mit erhöhter HPA-Achsen-Aktivität, was in der Folge zu sozialen und psychosomatischen Beeinträchtigungen führen kann.
Alexithymie im Kontext HSP:
Alexythymie tritt bei Hochsensibilität als sekundärer Effekt sensorischer Überlastung auf und beschreibt die erschwerte Beschreibung intensiver Bewusstseinszustände und Emotionen seitens des Hochsensiblen. HSP dämpft die Insula-Aktivitäten im Gehirn und führt oft zu einer Operationalisierung von Sensibilität als Defizit, weshalb die Selbstwahrnehmung und Fähigkeit zur Verbalisierung des Selbstempfindens eingeschränkt sein kann.
Alexithymie im Sinn der Surfmethapher:
Stell dir vor, du surfst souverän eine scheinbar endlose Welle und spürst auf deinem Bord intensiv alle dich umgebende Reizimpulse. Das Geräusch der Wellen, die Reflektionen auf der Wasseroberfläche, den salzigen Duft in deiner Nase, die Temperatur des kalten Wassers, sowie die Hitze der Sonne auf deiner Haut. Und während deine Sinnesorgane noch dabei sind all diese Eindrücke zu verarbeiten wirst du gefragt, wie du dich jetzt gerade fühlst und ob du keine Angst verspürst vom Brett zu fallen.
Amygdala
Definition:
Die Amygdala ist eine mandelförmige Struktur im limbischen System unseres Gehirns und für die Erkennung von Gefahren zuständig. Es ist der Bereich in dem die Emotionen (z.B. Angst) verarbeitet werden. Die Amygdala integriert sensorische Stimulationen mit emotionalen Reaktionen und moduliert das Gedächtnis für emotionale Ereignisse durch Verbindungen zum Hippocampus und Hypothalamus.
Amygdala im Kontext HSP:
Hochsensibilität bewirkt eine stärkere Verarbeitung emotionaler und sensorischer Reize in der Amygdala, was zu einer gesteigerten Reizreaktion auf neutrale Stimuli wie z.B. Geräusche führt. Im Kontext der Sensory Processing Sensitivity (SPS) verstärkt das die emotionale Tiefe und das Risiko für Reizüberforderung, da sie schnelle Verknüpfung zu Bedrohungsschaltkreisen schafft.
Amygdala im Sinne der Surfmetapher:
Die Amygdala ist wie ein Rettungsschwimmer am Strand, der ständig nach Haien oder Riesenwellen Ausschau hält. Bei vielen HSP ist die Amygdala besonders aktiv, so als wenn der Rettungsschwimmer zu viele Energydrinks hatte und Gefahren wittert, die gar nicht existent sind.
Autonomes Nervensystem
Definition:
Das autonome Nervensystem als Teil des peripheren Nervensystems reguliert die unwillkürlichen physischen Prozesse unseres Körpers, wie Herzfrequenz, Verdauung und Blutdruck. Es unterteilt sich in das sympathische und parasympathische System und wirkt weitgehend unbewusst auf Organe und Drüsen ein. Das autonome Nervensystem bestimmt somit maßgeblich unseren Polyvagalzustand und wirkt auf unsere Empfindungen und unser Verhalten ein.
Autonomes Nervensystem im Kontext HSP
Das autonome Nervensystem reagiert bei Hochsensibilität auf sensorischee Impulse mit einer stärkeren und schnelleren Wechselwirkung zwischen dem sympathischen (Aktivierung) und parasympathischen (Beruhigung) Vagalzustand. Dies kann zu Übererregung und Erschöpfung führen und für anhaltende Dysbalancen und Symptome wie Herzrasen bei minimalen Auslösern ursächlich sein.
Autonomes Nerevensystem im Sinne der Surfmetapher
Unser autonomes Nervensystem entscheidet aufgrund unserer Wahrnehmung, unserer Verfassung und der Umgebungsumstände darüber, ob wir und das Surfbord schnappen und uns in die Wellen stürzen oder lieber das Weite suchen und uns in Sicherheit bringen.
Cortisol (oder auch Kortisol)
Definition:
Cortisol ist das Stresshormon und wird als Steroidhormon der Glukokortikoide von den Nebennieren ausgeschieden. Cortisol beeinflusst zahlreiche physiologische Prozesse in unserem Körper, einschließlich der Regulation von Neuropetiden und Neurotransmittern im Gehirn und wirkt so auch auf unser Empfinden, psychische Zustände und unser Denkvermögen ein.
Cortisol im Kontext HSP:
Cortisol, das Stresshormon, führt bei Hochsensiblen bei alltäglicher sensorischer Überlastung zu einer chronischen Überhöhung, die zu einer Dysregualtion der HPA-Achse führt und mit Symptomen wie Erschöpfung und Schlafstörungen einhergeht. In der Folge moduliert es emotionale Empfindungen intensiver, da HSP empfindlicher auf Umweltstressoren reagieren und dadurch eine höhere Vulnerabilität und Anfälligkeiten, z.B. für Burnout entwickeln.
Cortisol im Sinne der Surfmetapher:
Cortisol stellt den Nachschub von Ressourcen bereit, die für die Bewältigung unserer Ziele erforderlich sind und sichert die langfristige Weiterversorgung. Cortisol wirkt auf uns wie eine starke Windböe- nützlich beim Surfen, aber auf Dauer sehr anstrengend und belastend.

Coping
Definition:
Coping (engl. "to cope" = bewältigen, fertigwerden) bezeichnet das Fachwort für "Bewältigungsstrategien" im Umgang mit Stress und bündelt die kongnitiven, emotionalen und verhaltensbezogene Strategien, die Menschen nutzen, um mit Belastungen, Stressoren oder inneren Spannungen umzugehen.
Coping umfasst sowohl bewusste Strategien, wie Problemlösung oder soziale Kooperation als auch unbewusste Verhaltensmuster wie Vermeidung oder Rückzug.
In der Psychologie wird dabei häufig zwischen zwei Hauptkategorien unterschieden:
Problemorientiertes Coping
- die aktive Auseinandersetzung, Veränderung oder Lösung zur Stressursache
Emotionsorientiertes Coping
- die Regulierung der eigenen Gefühle, um belastung erträglicher zu machen.
Das sogenannte Offensive Coping (aktive Stressbewältigung) bezieht sich auf Bewältigungsstrategien wie z.B. Information, Recherche oder Planung zur Situationskontrolle. Defensives Coping (passive Stressbewältigung) bezieht sich hingegen auf vermeidende Bewältigungsstrategien, wie z.B. Flucht, Ablenkung oder Ignoranz.
Coping im Kontext HSP:
Das verstärkte Wahrnehmungs- und Verarbeitungssystem der Hochsensibilität erfordert besondere Coping-Herausforderungen und -Chancen.
Beispiele:
Rückzug an Orte der Ruhe zur Reizreduktion
kreativer Ausdruck zur Selbstregulation
bewusstes Aufsuchen von sicheren sozialen Kontakten
Achtsamkeit, Naturerleben, Selbstfürsorge
Herausforderungen:
Tendenz zur Überstimulation und Erschöpfung
Vermeidung (sozial oder situativ) als Schutz (Risiko der Isolation)
Grübelei und Selbstkritik verstärken Belastung
Hochsensible Personen profitieren besonders effektiv von Interventionen und effektivem Coping und können durch die Entwicklung individueller Regulationsstrategien die Neigung zur Überstimulation reduzieren, sowie ihre soziale Resonanz und Sicherheit fördern. Erfolgreiches Coping für HSP ist somit ein dynamischer Balanceprozess. zwischen Schutz durch achtsamer Selbstwirksamkeit und Bewältigung durch Entspannung.
Coping im Sinne der Surfmetapher:
Offensives Coping ist wie mit seinem Surfboard unter die sich nähernde Welle zu tauchen um vom Strand hinaus aufs Meer zu gelangen. Defensives Coping ist wie bei Regen Zuhause zu bleiben und auf besseres Wetter zu hoffen.
Dissoziation
Definition:
Dissoziation bezeichnet in der Neurowissenschaft Störungen in der Integration von Bewusstsein, Wahrnehmung, Gedächtnis, Identität und Affekt.
Dissoziation ist ein Zustand bei dem natürlich verknüpfte und zusammenhängende Wahrnehmungseindrücke voneinander abgekoppelt sind und tritt oft als Schutzmechanismus in Folge von überwältigendem Stress auf. Langfristige wiederkehrende Dissoziation kann Veränderungen in Gehirnregionen wie dem präfrontalen Kortex sowie Neurotransmittern bewirken.
Dissoziation im Kontext HSP:
Dissoziation ist ein Schutzmechanismus des autonomen Nervensystems, wenn durch sensorische Reizüberflutung das limbische System überfordert wird, In der Folge kann es zur vorübergehenden Abkopplung von Wahrnehmung und Emotion führen, da die hohe Reizoffenheit der Hochsensibilität die Integration von Bewusstsein und Affekt erschwert. Dieser Zustand geht häufig mit einer Alexithymie einher, wenn die Fähigkeit die eigene Empfindung und Wahrnehmung zu beschreiben gestört ist.
Dissoziation im Sinne der Surfmetapher:
Dissoziation fühlt sich an, als würde man bei Gewitter am Strand im Regen stehen, aber weder die Tropfen noch den Wind spüren können.
DMN (Default Mode Network)
Definition:
Das Default Mode Network (DMN) ist ein Netzwerk von Gehirnregionen, das während der selbstbezogenen Gedankenaktivität, in Ruhephasen oder in Momenten, in denen wir in Erinnerungen schwelgen (wie Tagträumerei) aktiv bleibt und wird mit Introspektion und autobiografischer Erinnerung assoziiert.
Default Mode Network im Kontext HSP
Das Default Mode Network ist bei HSP-Disposition während solcher Ruhephasen überaktiv, was zu intensiver innerer Reflexion und dem Risiko emotionaler Überforderung durch selbstbezogene Gedanken führen kann. Diese Hyperaktivität erklärt sowohl die Neigung zur Tiefenverarbeitung, wie auch überfordernde Gemütszustände, wenn externe Reize diesen Prozess stören.
Cortisol im Sinne der Surfmetapher
Das DMN ist der weiterhin aktive Hirnbereich, wenn wir entspannt vor uns hin träumen. und uns im Meer mit Sonne im Gesicht treiben lassen und der Kopf frei wird.
DOES
Definition:
ein Akronym, das die Kernmerkmale von Sensory Processing Sensitivity (SPS), basierend auf der Forschung von Elaine Arons Forschung zur Hochsensibilität (HSP) beschreibt:
Depth of Processing (Tiefe Verarbeitung): Reize werden intensiv und detailliert verarbeitet, was zu tiefem Nachdenken führt.
Overstimulation (Überreizung): Intensive Reize führen zu Erschöpfung oder Überforderung.
Emotional Reactivity/Empathy (Emotionale Reaktivität/Empathie): Starke emotionale Reaktionen und hohe das Empfinden intensiver Empathie für andere.
Subtilety (Feine Wahrnehmung): Feine Nuancen, wie subtile Geräusche oder Stimmungen werden besonders intensiv wahrgenommen.
DOES fasst zusammen, warum hochsensible Menschen die Welt intensiver erleben und ist ein didaktisches Werkzeug, das auf empirischen Studien basiert. In der SPS-Forschung wird DOES verwendet um die Merkmale hochsensibler Personen zu operationalisieren.
Dopamin
Definition:
Dopamin ist ein Botenstoff und Neuromodulator aus der Gruppe der katecholaminen Neurotransmitter des zentralen Nervensystems und wird im Gehirn, im sogenannten Nuccleus Accumbens und im präfrontalen Kortex freigesetzt. Dopamin ist verantwortlich für unsere Motivation, Belohnung, Antrieb und die Fähigkeit des Lernens. Dopamin wirkt nie isoliert, sondern immer in einem dynamischen Zusammenspiel mit anderen Neurotransmittern, wie Serotonin oder Noradrenalin.
Dopamin wirkt in drei zentralen Systemen:
Mesolimbisches System (Belohnung, Motivation, Lernen)
Mesokortikales System (Aufmerksamkeit, kognitive Kontrolle, Flexibilität)
Nigrostriatales System (Bewegungssteuerungen, Gewohnheiten)
Dopamin wird umgangssprachlich auch als das "Glückshormon" bezeichnet, da es im Gehirn für unser positives Gefühlserleben und unsere Motivation ursächlich ist. Außerdem ist es für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen verantwortlich und ein Zwischenprodukt von Adrenalin und Noradrenalin.
Aus evolutionärer Sichtweise motiviert uns Dopamin durch die Erwartung von Belohnungen für den Aufwand und den Fortschritt auf dem Weg zur Erfüllung unserer Erwartung. Es fördert und stärkt Verhaltensweisen, die evolutionär überlebenswichtig waren, zu positiven Ergebnissen führen (z.B. Nahrungsuche, soziale Bindung und Fortpflanzung) und wird auch durch das Meistern von ungewohnten Herausforderungen freigesetzt.
Dopamin wurde in der Urzeit nur durch aktives Handeln wie Jagd, Erkundung und Vorsorge freigesetzt, nicht durch körperliche Passivität. In der ursprünglichen Natur waren Dopaminreize selten und stets mit Anstrengungen verbunden. Doch zivilisatorische Errungenschaften wie zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel, technische Unterhaltungs- und Informationsmedien, sowie Drogen und Suchtmittel liefern uns Dopaminschübe heute auch ohne aktive Handlungen.
Das moderne Zeitalter liefert durch seine Vielzahl von Reizimpulsen zwar schnelle Dopaminspitzen, die aber aufgrund ihrer Bedeutungslosigkeit für sinnvolle Ziele keine langfristige Erfüllung oder Nutzen bieten und stattdessen unser Nervensystem überlasten können. Es fehlt demnach eine Kopplung an eine klare Zielsetzung die auf Notwendigkeit zur Zielerreichung beruht. Derartige "schnelle" Dopaminspitzen werden zum Beispiel durch Zuckerkonsum, durch Mobilfunkbenachrichtigungen oder beim Scrollen in den sozialen Medien ausgelöst und als "cheap" oder "billiges" Dopamin bezeichnet.
Besonders interessant ist der Mechanismus, das Dopamin stärker durch die Erwartung an eine Belohnung freigesetzt wird, als durch die eigentliche Zielerreichung selbst. So schafft die Natur in uns den nötigen Antrieb um den Aufwand auf uns zu nehmen, den notwendig ist unser Überleben zu gewährleisten. (Die Fährte zu finden erzeugt mehr Dopamin, als die erlegte Beute).
Wenn wir Fortschritte in Richtung unseres gesetzten Ziels wahrnehmen aktiviert und transportiert Dopamin Glücksgefühle, Motivation und Freude, steuert unsere Bewegungsmotorik, beeinflusst die Konzentration und unser Belohnungsempfinden.
Das evolutionäre Dopamin-Belohnungssystem ist auf langfistig sinnvolle Ziele ausgerichtet, die unsere intrinsiche Motivation fördern.
Dopamin im Kotext HSP:
Die HSP Forschung zeigt, dass hochsensible Personen eine verstärkte dopaminerge Reaktivität aufweisen können - allerdings weniger im Sinne des "Belohnungskicks", sondern in einem differenzierten, feinfühligen Kontext. Hochsensible verfügen über eine hohe Sensitivität für Belohnung und Bedeutungstiefe. Sie reagieren auf starke, schnelle Reize (z.B. Konzerte, Partys, Extremsport) eher vermeidend und positiv auf feine, subtile Belohnungen mit sozialer Resonanz, ästehtischen Eindrücken und tiefer Reflexion.
HSP zeigen auch eine besondere Balance zwischen Neugier und Sicherheitsbedürfnis. Neues wird stark geprüft und reflektiert, bevor Einlassung erfolgt. Dopamin kann bei HSP Offenheit, Kreativität und Freude an sozialer Resonanz fördern und zu gesteigerter Wachheit, Reflexionsfähigkeit oder Anspannung führen. Sinkt die dopaminerge Aktivität können sich Antriebslosigkeit, Rückzug und mentale oder emotionale Shut-Downs entwickeln.
Dopamin im Sinne der Surfmetapher:
Es gibt schnelles-kurzfristiges Dopamin (z.B. die Freude über den Pizzaboten, wenn du die Türklingel hörst) und langfristig-wertvolles Dopamin, welches durch Aufwand verdient werden möchte (z.B. die Freude über ein Gericht, das du selbst zubereitet hast.)

General Sensitivity
Definition:
Der Begriff "General Sensitivity" (Allgemeine Sensitivität) ist weniger spezifisch definiert, taucht aber (vergleichweise selten) im Kontext der Differential Susceptibility und verwandten Studien als Abgrenzung zu Vulnerable und Vantage Sensitivity auf. Er beschreibt eine breitere, übergeordnete oder moderate Sensibilität auf Umgebungsreize, die sich nicht emotional reaktiv auswirkt und nicht an die spezifischen Merkmale von SPS gebunden ist. Diese "Allgemeine Sensitivität" kann sowohl positive, wie auch negative Reaktionen umfassen ohne die spezifische Tiefe oder Intensität von SPS/HSP zu betonen.
Homöostase
Definition:
Homöostase beschreibt in der Biologie den Prozess der Aufrechterhaltung eines stabilen inneren Milieus in sämtlichen Organismen durch negative Rückkopplungsschleifen, die physiologische Parameter wie Temperatur und pH-Wert regulieren. Im Gehirn reguliert die Homöostase unsere neuronalen Netzwerke und Neurotransmitter, um das Gleichgewicht zwischen Erregung, Erholung (Schlaf) und Stress zu bewahren.
Homöostase im Kontext HSP:
Da bereits geringe Störreize das autonome Nervensystem bei Personen mit HSP destabilisieren kann, erfordert Hochsensibilität eine feine Abstimmung zur Wahrung der Balance der sensorischen Eindrücke. Methoden wie Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Startegien zu Selbstregulierung steigern die adaptive Resilienzfähigkeit um das emotionale und physiologische Gleichgewicht nach Reizüberlastung wiederherzustellen und wirkt zusätzlich als Schutzmechanismus vor der Pathologisierung von Schwäche als typisches HSP-Merkmal.
Homoöstase im Sinne der Surfmetapher:
Homöostase ist wie dein persönlicher Surftrainer, der dafür sorgt, dass du deine Ressourcen schonst und der dich nur bei idealen Wetterbedingungen und ausreichender Erholung aufs Brett steigen lässt, da er dich stets in bester Verfassung zurückerwartet.
HPA (Hypothalamus-Hypophysen-Nebenrinden-Achse)
Definition:
Die HPA-Achse ist ein neuroendokrines System, das die Stressreaktionen im Körper koordiniert und steht in Wechselwirkung mit dem Hypothalamus. Die HPA-Achse aktiviert die Produktion von Cortisol in den Nebennieren und reguliert unsere Immunfunktion, den Stoffwechseln und unser Verhalten durch Rückkopplungsschleifen.
Die HPA-Achse im Kontext HSP:
Sensorische Stressoren wirken auf die HPA-Achse bei Hochsensibilität intensiver, was zu erhöhtem Cortisol und zu einer Schleife der Überforderung führen kann. In Kombination mit Rückkopplungsschleifen der intensiven emotionalen Verarbeitung könnte sich so auch die erhöhte Anfälligkeit für Burnout bei Menschen mit einer HSP-Disposition erklären lassen. Entsprechende Forschungsergebnisse gilt es aber derzeit noch abzuwarten.
Die HPA-Achse im Sinne der Surfmetapher.
Die HPA-Achse ist wie das Alarmsystem das auf Haifischflossen oder das Blitzen am Himmel die Warnsignale sendet und die Sirene aktiviert - manchmal berechtigt, manchmal übertrieben und voreilig.
HRV-Training (Herzratenvariabilitäts-Training)
HRV ist ein Begriff aus dem Spitzensport und eine erlernbare Fähigkeit den Herzschlag an die körperlichen und mentalen Anforderungen oder bei Stress flexibel anzupassen. Es ist wie bewusstes und ruhiges Atmen im eiskalten Wasser - je besser du es beherrscht, desto entspannter bleibst du.
HSP (Highly Sensitive Person)
Definition:
Der Begriff "Highly Sensitive Person" (Hochsensible Person) wurde 1996 von der US-amerikanischen Psychologin, Autorin und HSP-Pionierin Elaine Aron geprägt.
Das Akronym HSP beschreibt Menschen mit einer erhöhten Sensitivität für Reizimpulse aus ihrer Umwelt und örtlichen Umgebung, die mit einer tiefen Verarbeitung und emotionaler Resonanz einhergehen. Hochsensible verfügen demnach über eine erhöhte Wahrnehmungs- und Verarbeitungstiefe, hohe Empathiefähigkeiten und eine potentiell höhere Stressanfälligkeit bei gleichzeitig gesteigertem Erholungsbedarf durch Überstimulation.
HSP reagieren auf Reizstimuli aus ihrem Umfeld intensiver aufgrund genetisch bedingter Unterschiede in der Verarbeitung, Interpretation und der Priorisierung von Umweltreizen.
Elaine Aron und ihr Mann Arthur Aron, ebenfalls Psychologe, entwickelten das Konzept der Hochsensibilität basierend auf empirischen Studien und Interviews. Ihr Buch "The Highly Sensitive Person" (1996) machte HSP zu einem populärwisschenschaftlichen Begriff der auf dem wissenschaftlichen Konzept der Sensory Processing Sensitivity (SPS) basiert.
Die Messung per Highly Sensitivity Person Scale (HSPS) und ihre validierten Kurzformen ist psychometrisch robust und wird in vielen Studien zur Identifikation von Hochsensibilität verwendet.
Studien auf Basis von fMRT-Messungen zeigen bei hochsensitiven Personen stärkere Aktivierungen in Hirnarealen, die mit tiefer Reizverarbeitung, Empathie und Reaktionsbereitschaft auf soziale/emotiononale Reize assoziert sind - also keine "Überempfindlichkeit" der Sinne peripher, sondern eine verstärkte zentrale Verarbeitungstiefe.
Empirische Arbeiten zeigen, dass besonders sensitive Menschen wesentlich stärker auf positive und auf negative Umwelteinflüsse reagieren, was sich je nach den Bedingungen und Qualität des Umfelds in denen sie agieren in Form der sogenannten Vulnerable oder Vantage Sensitivity auswirken kann. Supportive Kontexte erzeugen dabei überproportional positive Effekte, während belastende Kontexte die Chancen auf positive Erfahrungen verschlechtern.
Sensible Personen profitieren besonders von gezielten, positiven Interventionen im Rahen von Beratung, Coachings und Setting Anpassungen im Rahmen der Selbstoptimierung. Dabei können schon kleine Umweltveränderungen, große Gewinneffekte durch verstärkende systemische Rückkopplungen erzeugen.
Hyperfokus
Hyperfokus im Kontext HSP:
Hyperfokus ist, wenn man sich so intensiv auf nur eine Sache konzentriert ist, das alles andere um uns herum ausgeblendet wird. Wenn ein starkes Interesse geweckt wird zeigen Hochsensible Personen (HSP) eine gesteigerte Anfälligkeit für Hyperfokus-Situationen. Solche Phasen können höchst effiziente und produktive Ergebnisse liefern, aber gleichzeitig auch sehr erschöpfend sein, da die persönlichen Belastungsgrenzen dabei nicht bewusst wahrgenommen werden.
Hyperfokus im Sinne der Surfmetapher:
Zum Beispiel könnte ein HSP-Surfer, der tagelang seinen nächsten Surftrip plant, zu lange mit Recherchen im Internet verbringen. Hyperfokus könnte dazu führen, das er z.B. vergisst ausreichend zu essen, zu trinken oder andere wichtige Aufgaben vernachlässigen, weil sein Fokus auf Dinge an denen er starkes persönliches Interesse hat, die weniger interessanten Dinge komplett überschattet.
Hypervigilanz
Definition:
Hypervigilanz ist die übermäßige Wachsamkeit- oft nach stressigen Erlebnissen oder schlimmen Erfahrungen. Eine Art permanenter Bedrohungslage vor der man sich schützen muss um das erfahrene Leid nicht noch einmal zu spüren.
Hypervigilanz im Kontext HSP:
Wer schon einmal mehr Wasser geschluckt hat, als ihm lieb war kann eine Hypervigilanz und eine übermäßige Bedrohung oder Wachsamkeit im Meer entwickeln, selbst wenn das Wasser in dem er steht nur Knietiefe hat.
Insula Kortex
Definition:
Der Insula-Kortex ist eine tiefliegende Region in unserem Gehirn, in dem emotionale Zustände und die Empfindungen unseres Körpers verarbeitet werden (sogenannte interozeptiver Signale, wie Ekel und Schmerz) mit der die Integration emotionaler und kognitiver Prozesse assoziiert ist. Der Insula Kortex spielt eine entscheidenen Schlüsselrolle bei der Selbstwahrnehmung, unterstützt die Entscheidungsfindung und bewertet soziale Signale in unserer Umgebung durch seine Verbindungen zum limbischen System und den frontalen Gehirnregionen.
Insula Kortex im Kontext HSP:
Sensorische Reize können bei HSP zu einer verstärkten Körperempfindung führen, da der Insula-Kortex interozeptive Signale überempfindlich integriert. Dies führt in der Folge zu typischen HSP-Symptomen, wie emotionale Überlastung, da der Insula Kortex soziale und körperliche Signale in einem Kontext der Pathologisierung von Sensibilität verstärkt.
Insula Kortex im Sinne der Surfmetapher:
Im Insula-Kortex prägt sich das Gefühl ob du den Wind oder das Wasser am Strand als kalt oder erfrischend empfindest und ob dich deine Mitsurfer dazu animieren können aufs Brett zu steigen.
Katecholamine
Definition:
Katecholamine sind eine Klasse von Neurotransmittern und Hormonen, einschließlich Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, die eine Schlüsselrolle in der Signalübertragung von Reizimpulsen und Stressreaktion spielen. Diese katecholaminen Neurotransmitter docken an adrenerge und dopaminerge Rezeptoren um physiologische Effekte, wie eine erhöhte Herzfrequenz, gesteigerte Aufmerksamkeit und Motivation zu erzeugen.
Kognitiv
Definition:
Kognition ist der Sammelbegriff für Denkprozesse wie Wahrnehmung, Gedächtnis, Sprache oder Lernen. Kognitiv bezieht sich auf alles, was mit Denken, Verstehen und mit Wahrnehmung zu tun hat. Kognitiv ist beispielsweise die Planung, wann, in welchem Land und an welchem Strand die besten Wellen zu erwarten sind.
Limbisches System
Definition:
Das limbische System übernimmt im Gehirn die Steuerung der Emotionen und unseren Erinnerungen. Es umfasst ein Netzwerk von Gehirnstrukturen, einschließlich Amygdala, Hippocampus und Hypothalamus, das unsere Emotionen, Motivation und episodisches Gedächtnis reguliert. Das limbische System vermittelt zwischen kortikalen kognitiven Prozessen und autonomen physiologischen Reaktionen, um adaptive Verhaltensweisen zu erzeugen.
Limbisches System im Kontext HSP:
Durch die intensive Verarbeitung sensorischer Reize und die Koordination der daraus resultierenden tieferen emotionalen Resonanz kann es bei HSP zu einer schnelleren Überforderung durch Umweltreize kommen. Im Kontext der Sensory Processing Sensitivity (SPS) interagiert das limbische System eng mit dem Polyvagalzustand, was bei Stress zu Dysregulation und reduzierten Homöostase führen kann.
Limbisches System im Sinne der Surfmetapher:
Wie sich das Wetter auf unser Surferlebnis auswirkt hängt von unserer situativen Stimmung und den gespeicherten Erinnerungen an vergleichbare Wetterlagen ab. Ist es sonnig fühlt man sich wohl; sobald es stürmisch wird entsteht Unruhe. Sonne bewerten wir als wohltuend und an Sturm erinnern sich die meisten mit Unwohlsein.
Neurotransmitter
Definition:
Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die in unseren Synapsen freigesetzt werden um die Signale zwischen den Neuronen, oder von Neuronen zu den Muskeln und Drüsen zu übertragen. Neurotransmitter umfassen kleine Moleküle wie Glutamat, GABA und Neuropeptide und modulieren die neuronale Erregbarkeit durch Bindung an spezifische Rezeptoren im Gehirn.
Noadrenalin
Definition:
Noradrenalin ist ein sogenannter Katecholamin-Neurotransmitter und Hormon, das unsere Aufmerksamkeit, Wachheit sowie unsere Stressreaktion beeinflusst. Es wirkt auf die adrenergen Rezeptoren im zentralen und peripheren Nervensystem, um die neuronale Erregbarkeit zu erhöhen und unsere kognitiven Funktionen wie Lernen und Gedächtnis zu verbessern.
Noradrenalin im Kontext HSP:
Noradrenalin sorgt bei Hochsensibilität für die gesteigerte Aufmerksamkeit auf sensorische Details, was die besondere Fähigkeit zu nuancierter HSP-Wahrnehmung fördert. Gleichzeitig trägt es zu Erschöpfung oder Hypervigilanz bei, da es als Katecholamin die Stressreaktion moduliert.
Noradrenalin im Sinne der Surfmetapher:
Noradrenalin ist wie ein Schwall kaltes Wasser, das deine volle Aufmerksamkeit und Wachheit bewirkt und alle deine Rezeptoren aktiviert. Diese gesteigerte Leistungsfähigkeit lässt dich das Zusammenspiel von Strömung, Wellendynamik und deiner motorischen Fähigkeiten auf dem Surfbrett koordinieren bedingt aber einen erhöhten Energieverbrauch.

Operationalisierung
Definition:
Operationalisierung ist ein Begriff aus der Neurowissenschaft um abstarkte Konstrukte wie Intelligenz oder emotionale Empfindungen in methodische messbare Variablen umzuwandeln, etwa durch fMRT-Aktivierungsmuster oder Markern im Blut der Probanten. Operationalisierung soll die Reproduzierbarkeit in Studien gewährleisten, indem sie subjektive Phänomene in objektive Kriterien übersetzt, birgt jedoch das Risiko bei Reduktionismus bei komplexen neuronalen Prozessen.
Oxytocin
Defnition:
Oxytocin ist das Hormon der Nähe, der Zärtlichkeit und des Vertrauens. Es wird mit wohligen Berührungen und beruhigendem Streicheln ausgelöst und verstärkt die Bindung der beteiligten Personen. Häufig wir es als Kuschelhormon bezeichnet. Oxytocin produziert das Gehirn wenn wir mit unseren Vertrauten am Strand sitzen und uns sicher und verbunden fühlen.
Pathologisierung
Definition:
Pathologisierung in der Neurowissenschaft beschreibt den Prozess, bei dem normale Variationen in Verhalten oder Kognition als Störungen klassifiziert und eingestuft werden. Sie birgt das Risiko, die Wirkmechanik und Chancen natürlicher Resilienzmechanismen zu ignorieren.
Pathologisierung im Kontext HSP:
Die Pathologisierung von Hochsensibilität erfolgt oft durch Fehlinterpretation der erhöhten Empfindlichkeit, Verletzbarkeit und/ oder Belastbarkeit aufgrund von Hochsensibilität als Störung. Statt Resilienz und Selbstfürsorge zu fokussieren und Maßnahmen zur Selbstregulierung zu fördern entwickeln viele betroffene Hochsensible ein Gefühl der Hilflosigkeit. Einige erfahren auch soziale Kritik oder gar gesellschaftliche Ablehnung ihrer sensitiven Persönlichkeitsmerkmale aus der Umwelt.
Pathologisierung im Sinne der Surfmetapher:
Wer als Hochsensibler sowieso empfindlicher auf Kälte reagiert und das Gefühl der nassen Kleidung auf der Haut eh nicht mag wird sich wohl zweimal überlegen am Strand das Surfen zu üben, um sich dort vielleicht auch noch von den Profis als Weichei bezeichnen zu lassen. So führen falsche Selbsteinschätzung und die Sorge vor Fremdbewertung gegebenenfalls dazu, das trotz
Plastizität (Gehirn)
Definition:
Das Wort Plastizität stammt aus dem Lateinischen "plasticus" und bedeutet "formbar" oder "gestaltbar". In der Neurobiologie beschreibt es die Fähigkeit des Gehirns, sich an Veränderungen anzupassen. Neuronale Plastizität bezieht sich etwa auf die Umstrukturierung von Synapsen im Gehirn durch Erfahrungen, während verhaltensmäßige Plastizität eine Anpassung von Handlungsweisen an äußere Umwelteinflüsse beschreibt. Im Kontext von HSP gewinnt Plastizität eine besondere Bedeutung, da sie die Formbarkeit der sensorischen und emotionalen Verarbeitung erklärt. Diese Formbarkeit ist nicht festgelegt, sondern kann durch Intervention modulliert werden: Positive Umwelteinflüsse stärken z.B. Resilienz und Kreativität, während negative zu Überlastung und Stress beitragen.
Die HSP-Forschung geht auf Basis von empirischen Studien von der allgemeinen Annahme aus, dass HSP-Personen, die sensibler gegenüber Umwelteinflüssen sind, von positiven Faktoren stärker profitieren und von negativen Einflüssen stärker betroffen sind.
Polyvagaltheorie
Definition:
Stephen Porges entwickelte die Polyvagaltheorie, um die hierarschische Organisation des autonomen Nervensystem in der Neurowissenschaft zu beschreiben. Zentrale Grundlage dieser Theorie bezieht sich auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Vagus-Nervenbahn und den Vagusnerv, ein evolutionär einzigartiges Merkmal der Säugetiere.
Besonders relevant ist dabei der Vaguskern (Nucleus Ambiguus) aus dem der ventrale Vaguszweig entspringt und über kardioinhibitorische Fasern unsere Atmung und Herzfrequenz reguliert und damit auch Zustände von Sicherheit und sozialer Offenheit beeinflusst.
Die Polyvagaltheorie unterscheidet zwischen einem ventralem, sympathischen und dorsal-vagalem Zweig, die soziale Interaktionen und Schutzreaktionen in unserem Verhalten steuern. Sie betont die besondere Rolle des Vagusnervs bei der Regulation von Sicherheit, sozialem Engagement und der Modulation der Herzfrequenzvariabilität.
Ventral-vagaler Komplex (Soziales Engagement)
/: ermöglicht Sicherheit, Bindung und soziale Interaktion
Sympathisches Nervensystem (Mobilisierung)
/: aktiviert Kampf- oder Fluchtreaktion
Dorsal-vagaler Komplex
/: bewirkt Rückzug,Vermeidung, Abschalten oder Erstarren
Die Polyvagaltheorie betont die besondere Rolle des Vagusnervs für Sicherheit, Sozialem Engagement und der Modulation von Atmung und Herzfrequenzvariabilität (HRV) als physiologischer Marker von Resilienz und Regulationsfähigkeit.
Polyvagaltheorie im Kontext HSP:
Die Polyvagaltheorie beschreibt im Kontext der Hochsensibilität ein Erklärungsmodell um die besonders feine Abstimmung des autonomen Nervensystems verständlich darzustellen:
HSP verfügen über verstärkte Wahrnehmungs- und Reaktionsbereitschaft gegenüber Reizstimuli.
HSP Priorisieren soziale Resonanz und Sicherheit, was auf erhöhte Sensibilität im ventral-vagalen System hinweist.
Sensorische Überlastung stört die natürlichen Regulationsmechanismen und aktiviert das symathische Nervensystem (Anspannung, Überreizung, Abwehr), oft gefolgt von dorsal-vagaler Abschaltung (Vermeidung, Erschöpfung, emotionalen oder mentalen Shut-Downs)
Ziel dieser natürlichen Schutzreaktion ist dabei immer die Widerherstellung von Homöostase und Sicherheit.
Damit lässt sich die Hochsensibilität aus polyvagaler Sicht als sensible Regulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems und des Bewusstseins für soziale und sensorische Kontexte betrachten.
Die besondere reaktive Regulationsfähigkeit erleben Hochsensible sowohl als eine vorteilhafte persönliche Ressource, z.B. durch tiefe Resonanz, Empathie oder Kreativität, wie auch als besondere Herausforderung durch schnelle Überstimulation und Rückzugstendenzen. Förderliche Umgebungsbedingungen unterstützen die Chancen und Ressourcen, doch soziale Unsicherheit, und sensorische Überlastungssituationen führen zum Rückzug. Der Polyvagalzustand bestimmt, ob die spezifischen HSP-Merkmale positiv aktivierend oder belastend erlebt werden.
Polyvagaltheorie im Sinne der Surfmetapher:
Der sogenannte Surf-Flow, wie auch die Homöstase entstehen durch die Harmonisierung aller Elemente, der Umgebung und der Ressourcen des Individuums, durch Erreichung eines Zustands des inneren Gleichgewichts. Die Polyvagaltheorie ist die Lehre des Gleichgewichts zwischen diesen Elementen und Ressourcen und wirkt wie ein natürlicher Regulator um den Surfer auf dem Brett zu halten. Sie veranschaulicht aber auch, warum deine Absichten und Körperreaktionen nicht immer im Einklang sind,
Präfrontaler Kortex
Definition:
Der präfrontale Kortex hilft uns Entscheidungen zu treffen und rationale Gedanken zu formen und er unterstützt unsere Fähigkeit zur Selbstkontrolle. Er ist wie ein erfahrener Surfcoach, der uns berät und sagt: "Warte, bleib ruhig und schau aufs Wasser. Warte auf die richtige Welle!"
Reize
Definition:
Zur Identifikation von Reizimpulsen unterscheidet man folgende Reizfaktoren:
Sensorische Reizfaktoren
- Lärm & Geräusche (z.B. durch Verkehr, Stimmen, Geräte)
- Licht & Lichteffekte (Lichtintensität, Flackerlicht, Bildschirme)
- Gerüche (Parfüm, Chemikalien, Lebensmittel)
- Temperatur & Witterung (Hitze, Kälte, Wind)
- Berührung (Stoffe, Texturen, beengende Kleidung, physischer Kontakt)
- Visuelle Chaos (Überfüllte Orte, hektische Bewegungen, Unordnung)
Emotionale Reizfaktoren
- Intensives Empfinden eigener oder fremder Emotionen (Empathie für andere)
- Kritik oder Ablehnung (Wahrgenommene oder tatsächliche Rückmeldungen)
- Konflikte (Auseinandersetzungen im sozialen Miteinander)
- Überfordernde Erwartung an sich selbst oder durch andere (Perfektionismus, Leistungsdruck)
Soziale Reizfaktoren
- Interaktion (Smalltalk, Gruppendynamik, Diskussion, anhaltende Uneinigkeit)
- Emotionale Dynamiken (Konflikte oder Spannungen in sozialen Systemen)
- Energie und Emotionen anderer (Wahrnehmung und Nachempfinden von Stimmungen oder Gemütslagen)
Kognitive Reizfaktoren:
- Informationsfluten: Zu viele Informationen (Nachrichten, E-Mails, Social Media)
- Multitasking (Gleichzeitige Bearbeitung unterschiedlicher Aufgaben)
- Komplexität (Entscheidungsdilemma durch unklare Situationen oder Faktoren)
Physiologische Reizfaktoren:
- Schlafqualität (Schlafmangel, Schlafrhythmus, Einschlafstörungen)
- Ernährung (neuro-reaktive Stoffe, wie Koffein, Zucker, Tee, etc.)
- Hunger und Durst
- Bewegung (Mangel an Bewegung, einseitige Belastung oder Überanstrengung)
- Schmerzempfinden (Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerz, Verspannungen, Regelschmerzen)
Resilienz
Definition:
Resilienz beschreibt in der Neurowissenschaft die Fähigkeit des Gehirns, sich an chronischen Stress anzupassen, ohne pathologische Veränderungen (wie z.B. Vermeidungsverhalten) zu entwickeln. Diese psychische Widerstandskraft, die hilft kognitive Herausforderungen und emotionale Belastungen zu bewältigen wirkt durch Mechanismen wie z.B. adaptiver Neuroplastizität. Resilienz sorgt für das Gleichgewicht zwischen der HPA-Achsen-Aktivität (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) und schützenden Faktoren wie z.B. sozialer Unterstützung, die unsere neuronale Homöostase aufrechterhält.
Resilienz im Kontext HSP:
Resilienz kann die sensorische Überlastung, intensivere Stresswahrnehmung und Sensibilität gegenüber Umweltreizen abfedern und basiert bei Hochsensiblen auf adaptiver Neuroplastizität. Im SPS-Kontext schützt Resilienz vor Fehlinterpretation der eigenen Sensibilität als Störung oder blockierende Herausforderung, indem sie die Fähigkeit zur Erholung nach intensiver Reizexposition und intensiver Verarbeitung stärkt, oft begleitet von polyvagalen Mechanismen.
Resilienz im Sinner der Surfmetapher:
Resilienz können wir durch die Erfahrung von Achtsamkeit, Selbstfürsorge und durch Bewältigungsstrategien entwickeln, die uns entlasten. Am Strand helfen uns präventive Atem- und Entspannungsübung, der Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten und anschließende Erholungsphasen die physischen Belastungen und emotionalen Eindrücke zu meistern.
Selbstwirksamkeit
Definition:
Selbstwirksamkeit beschreibt das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu meistern.
Serotonin
Definition:
Serotonin sorgt für die innere Ruhe und Ausgeglichenheit des Surfers. Es fördert die Gelassenheit, die Zufriedenheit und wirkt gegen Aggressivität, Angst- und Hungergefühle. Serotonin hat sehr viele weitere Aufgaben und Funktionen und wirkt als Gewebshormon und Neurotransmitter. Serotonin ist wie ein sanftes Gleiten über das Wasser, wenn alles genau richtig erscheint und man den Flow spürt.
SPS (Sensory Processing Sensitivity)
Definition:
SPS ist der Fachbegriff für die biologische Sensibilität des Menschen gegenüber Reizen und beschreibt die wissenschaftliche Grundlage für Hochsensibilität. Der Begriff wurde in den 1990er Jahren ebenfalls von Elaine Aron im Rahmen ihrer HSP-Forschung etabliert, um die Mechanismen der intensivierten, tiefgründigen Reizverarbeitung als Persönlichkeitsmerkmal zu beschreiben. Sensory (sensorisch) bezieht sich auf die gesteigerte Wahrnehmung von Reizen, "processing" (Verarbeitung) auf die kognitive Tiefe, und "sensitivity" (Sensitivität) auf die erhöhte Empfindlichkeit. SPS wird in der Psychologie als teil der Differential Susceptibility Theory untersucht und ist mit Studien zu genetischen und neurobiologischen Faktoren (Z.B. Dopamin- und Serotoninsysteme) verknüpft.
Stimuli (Reize)
Definition:
Stimuli beschreiben Eindrücke ausgelöst durch Impulse der Reizquellen aus der Umwelt, wie z.B. Licht, Geräusche, Geruch, soziale Signalwirkungen. Der Strand bietet z.B. eine Vielzahl natürlicher Stimuli, wie Sonne, Regen, Wind und den Duft der frischen Meeresbrise.
Trigger (Reize)
Definition:
Trigger sind Auslöser, die eine emotionale oder physische Reaktion hervorrufen. Wie zum Beispiel ein kalter Windzug der uns eine Gänsehaut bereitet oder die Haifischflosse an der Wasseroberfläche.
Vulnerable Sensitivity
Definition:
Der Begriff "Vulnerable Sensitivity" (Verletzliche Sensitivität) wurde von den Psychologen Michael Pluess und Jay Belsky geprägt und beschreibt die erhöhte Anfälligkeit sensibler Personen für negative Umgebungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Stress. Es stammt aus der Differential Susceptibility Theory und wurde im Kontext HSP als ein Aspekt von SPS weiterentwickelt, der die Herausforderungen hochsensibler Personen beschreibt und die erhöhte Belastung und Verletzlichkeit durch Überreizung beschreibt. Als positives Gegenteil definierten Pluess und Belsky auch den Begriff der Vantage Sensitivity.
Charakteristische Vulnerable-Merkmale sind z.B.:
Anhaltend hohe Stresslevel
Vermeidung oder Rückzug
Selbstkritik oder Ablehnung
Fehlende Grenzen oder Abgrenzung
Überforderung durch Empathie
Mangel an Erholung und Rückzugsmöglichkeiten
Vantage Sensitivity
Definition:
Der Begriff "Vantage Sensitivity" (Vorteilhafte Sensitivität, oder Potentialsensitivität) wurde von den Psychologen Michael Pluess und Jay Belsky geprägt und beschreibt die Fähigkeit hochsensibler Personen, überdurchschnittlich von positiven Umgebungen und unterstützenden Kontexten zu profitieren. Dabei hebt "Vantage" die positiven Merkmale hervor. Der Begriff entstand aus der Differential Susceptibility Theory und wurde im Kontext HSP als ein Aspekt von SPS weiterentwickelt und beschreibt das gegenstück zu Vulnerable Sensitivity.
Charakteristische Vantage-Merkmale sind z.B.:
Selbstreflexion
Unterstützende Empathie
Kreativität, Innovationskraft, Schöpfungsdrang
Intuition mit präventiver Wirkung
Achtsamkeit und Fähigkeit zur Selbstregulation
Naturverbundenheit
Proof us wrong!
Niemand ist perfekt und auch wir sind nicht frei von Fehlern.
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